Oder: Wie ich mit Weinschorle lernte, meinen Schweinehund zu ignorieren. Unfreiwillig.
Es ist schon eine Weile her und jetzt, wo ich wieder hier in TamanGa bin und faste, scheinen manche Erinnerungen klarer – aber auch aus akutem Anlass: Mein heutiger Versuch, nach der gestrigen körperlichen Ertüchtigung mit Muskelkater elegant die Treppe hinunterzukommen, war eine Mischung aus Schlange, Faultier und beleidigtem Flusspferd. Und da fällt mir ein ganz bestimmter Tag wieder ein – einer, den ich eigentlich schon fast verdrängt hatte, weil er für meine Waden eine epische Tragödie war.
Ein Tag in TamanGa. Ein Tag, an dem ich wirklich versucht habe zu wandern.
Also, versucht. Genauer gesagt: Ich wurde überredet.
„Christin, das ist nicht weit. Nur kurz da vorne hoch – dann bist du schon da.“ Wedelte ein Mensch, von dem ich dachte, er mag mich, mit der Weinkarte eines Buschenschanks vor meiner Nase.
Aha. Wir liefen los. Ich war motiviert. Fast schon beschwingt. Zehn gefühlte Kilometer bergauf später (real: 100 Meter, behauptete jemand mit eindeutig gestörter Wahrnehmung), wusste ich: Der Muskelkater wird nicht einfach nur legendär. Der wird episch.
Am Ziel angekommen – ein lauschiger Buschenschank mit Aussicht und Weinschorle – habe ich innerlich um ein Sauerstoffzelt gebeten.
Äußerlich lächelte ich, während meine Waden flüsterten: „Wir kündigen.“
Nach ein paar Gläsern und großartigen Gesprächen kam die eigentliche Hiobsbotschaft: Wir müssen den Weg auch wieder zurück.
Ich fasste einen Plan. Ein leises Schleichen in Richtung eines parkenden Autos einer Bekannten. Nur kurz mitfahren. Ganz unauffällig. Doch jemand sah mich. Und dieser jemand nahm seinen Job als Wander-Ehrenwächter ernst. Es kam zum Handgemenge.
Ich verlor. Eine der Blasen an meinen Füßen habe ich nach ihm benannt. Sie lebt noch heute – in meiner Erinnerung.
Zurück in TamanGa begleitete mich der allgegenwärtige Geist des Ortes. Und dieser Geist ignorierte stoisch meinen Muskelkater.
Stattdessen beobachtete er mich – schweigend, weise, vermutlich grinsend – während ich mich mit maximaler Selbstbeherrschung, leise stöhnend und schlurfend, über das Gelände bewegte. Jede Bewegung war eine Verhandlung. Jeder Schritt eine innerliche Kapitulation – mit einem Rest Selbstbeherrschung.
Aber ich habe es überlebt. Und jetzt steht es hier. Weil Wandern für Wein vielleicht keine Heldentat ist – aber für mich war’s eine persönliche Gipfelbesteigung. Mit Endgegner. Und Weinschorle.
Warum ich das geschrieben habe?
Weil mein Oberschenkel heute wieder klagt, und ich sicher gehen wollte, dass zumindest mein Blog das versteht.
Wenn du auch mal an diesen paradiesischen Ort reisen magst – hier findest Du alle Informationen dazu: TamanGa
(Ja, es gibt auch essen hier – nicht nur Fasten. Dazu noch ein extrem leckeres.)
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