Teamplay mit Schreierei, Sarkasmus und einer Prise eiskalter Mütterhände.
Split Fiction. Ein Spiel, das Entscheidungen verlangt, Timing testet – und idealerweise jemanden an deiner Seite hat, der dir den Rücken freihält. Ich hatte meinen Sohn.
Spoiler:
Er wollte irgendwann den Rücken nicht mehr frei halten. Wahrscheinlicher ist, dass er mich mit dem Controller verhauen wollte. Aber wir spielen Online zusammen. Mit Headset und ca. 50km Abstand. Luftlinie.
Ein gemeinsamer Zockerabend mit liebevoller Eskalation. Original – Zitate, mein Sohn:
„Wo bleibst du schon wieder?“
„Mutter, links. LINKS! – Ach egal. Tot.“
„Ist kalt bei dir oder?“
Ich: „Wie? Wieso?“
Er: „Nur jemand der mit FAUSTHANDSCHUHEN den CONTROLLER bedient kann so VERPEILT sein.“
„Oh mein Gott. Schon wieder.“
„Was machst du eigentlich bei einem ECHTEN Jump & Run? Deinstallieren?“
„Das Viereck, Mutter! Drück das Vier… IN WELCHEM UNIVERSUM IST DAS VIERECK DREIECKIG?! Das ist Anarchie in der Geometrie!“
(Vielleicht – aber nur vielleicht – habe ich ein leises „verrückte alte Frau“ im Nachsatz vernommen. Kann aber auch am verrutschten Headset gelegen haben. Oder am lautstarken Knuspern der Chips.)
Ich muss zugeben: Ich habe oft gelacht. Und ein bisschen geweint. Aber nur innerlich. In 8-Bit. Mit einem Controller voller Schuldgefühle und ein paar virtuellen Leben weniger.
Split Fiction hat extrem viel Spaß gemacht – und es hat uns verbunden – durch Flüche, Versagen, Erfolge, Zusammenarbeit und dieses eine Level, das wir beide hassen.
(Und nein, ich habe nicht freiwillig die falsche Tür gewählt. Ich bin einfach falsch abgebogen. Wieder mal. Und in einem Flammeninferno gestorben. )
Fazit:
Manche Abende bestehen aus Kakao, Chaos und Respawns.
Und manchmal ist Liebe einfach nur: „Ich hab dich zwar 27-mal angeschrien, aber ich lad dich trotzdem wieder ein. Und ganz vielleicht suchst du diesmal nicht wieder zehn Minuten die Schaltfläche zum Annehmen, Mutter – denn auch ich, dein Sohn, habe nur einen Satz Nerven. Und keine Geduld.“
ÜBER DAS SPIEL SPLIT FICTION:
Split Fiction ist übrigens nicht nur irgendein Spiel, sondern laut Experten ein echtes Koop-Juwel –
entwickelt von den Leuten, die auch It Takes Two gemacht haben (ja, das mit den Eheproblemen und den Mini-Bossen – ebenfalls sehr spielenswert).
Diesmal schickt es zwei Autoren in eine schräge Gedankenwelt, irgendwo zwischen Fantasy und Sci-Fi,
mit genug Gameplay-Abwechslung, dass selbst der Controller nicht mehr weiß, wo oben und unten ist.
Mal reitest du auf Haien in der Wüste (ja, Haie – ja, Wüste), mal haust du Roboter zu Schrott –
und dabei wechselt das Spiel nicht nur die Level, sondern gefühlt auch das Genre.
Die Fachpresse ist begeistert:
IGN nennt’s „bezaubernd“, PC Gamer kriegt sich vor Lob kaum ein,
und auf Steam lieben es 97 % der Spieler*innen –
vermutlich, weil es spektakulär aussieht und du es mit deinem besten Freund zocken kannst,
ohne dass er das Spiel kaufen muss.
Als Couch-Koop oder auch online – bei uns: Familienzusammenführung im virtuellen Raum.
Also ja: Wenn man schon dauernd stirbt, dann wenigstens gemeinsam. Und in verdammt schönem Setting. Ein Spiel, das jeden Cent wert ist – und sogar für so Jump&Run-Legasthenikerinnen wie mich durchaus spielbar.
Vorausgesetzt, Spieler ZWEI hat eine hohe Frusttoleranz und einen Beruhigungstee.
Warum ich das geschrieben habe?
Weil zusammen spielen schön ist. Und weil „Zusammen sterben, weil Mama schon wieder falsch abgebogen ist“ eine eigene Disziplin sein sollte.

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