Alienscanner & Musik beim Autofahren
Musik beim Autofahren: Ein Alienscanner steht auf moosigem Waldboden neben einem großen Lautsprecher. Brennende Noten schweben in der Luft – visuelle Metapher für musikalisches Grauen

Musik beim Autofahren, weinende Schrottpressen und Cowboys aus Leningrad

Schauplatz: Mein Auto – ich auf dem Beifahrersitz – da kann man besser schreiben. Am Steuer: Mein Liebster. Irgendetwas ist hier faul.
Meine bessere Hälfte hört eher selten Musik – und freiwillig beim Autofahren? NIEMALS.
Und jetzt sitze ich hier auf dem Beifahrersitz und er fragt, als ob es das Normalste der Welt wäre:
„Möchtest du Musik hören?“
Ich verschlucke mich fast an meinem Energy Drink.
Ich möchte bitte was?
Nervös stupse ich ihn an, ob er echt ist, und hole einen imaginären Scanner aus meiner Tasche: Klon -Erkennungsscanner – wenn dein Freund mal wieder von Außerirdischen entführt wurde und sie anstelle des Originals aus Versehen den Klon zurückgebracht haben. Alle LEDs leuchten grün.

Ich, immer noch ein wenig argwöhnisch: „Okayyy… mach Musik an. Aber wenn es die 5. von Beethoven ist, bin ich beleidigt.“ (An dieser Stelle sei angemerkt: Unser musikalischer Geschmack liegt etwa so nah beieinander wie Finnland und die Venus. Ob das, was mein Freund sonst hört, überhaupt die 5. von Beethoven ist? Keine Ahnung. Ich kenn mich mit Klassik nicht wirklich aus.
Edvard Grieg – ja, den mag ich. Aber für echte Geigen-Pauken-und-Trompeten-Liebhaber ist das wahrscheinlich eher der Dieter Bohlen der Klassik-Szene.)

Er: „Fein.“
Und er lächelt.
Ich fummle erneut hektisch am Klon – Scanner herum…
Die Musik setzt ein.
Erst lächle ich.
Dann gefriert mein Lächeln.
Was zum Teufel ist das? Die Sammlung der unveröffentlichten Werke von den Leningrad Cowboys, die aus gründen von „zu schräg“ nie auf CD gebrannt wurden? In einer dunklen Nacht aus dem Darknet gezogen???  Ich sage mal nichts – will ja diese aufkeimende Freude an Musik beim Autofahren nicht abrupt ersticken. Stattdessen murmele ich etwas von „interessante Wahl“ und versuche, meinen Gesichtsausdruck nicht entgleisen zu lassen, während ich spüre, wie irgendetwas in meinem frontalen Cortex anfängt zu schmoren…

Ich habe dann beschlossen, einfach leise vor mich hinzusterben.
Mit Würde. Und einem leichten Tinnitus in C-Moll. Die Fahrt endete trotzdem harmonisch – mit einem Hauch akustischer Selbstverteidigung.

Fazit: Ich werde weiter auf dem Beifahrersitz schreiben. Vielleicht mit Kopfhörern. Und einer Liste verbotener Bands.
Ganz oben: die Leningrad Cowboys – und alles, was klingt, als würde eine Schrottpresse weinen. Und hoffen, dass mein inneres musikalisches Nervenzentrum nicht zu Asche zerfällt.


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2 Antworten zu „Alienscanner & Musik beim Autofahren“

  1. Avatar von Kerstin Hauck
    Kerstin Hauck

    Ach wie süß ihr beiden. Kann mir diese Konstellation sehr gut vorstellen.

    1. Avatar von Christin

      😀 Oh ich genieße jeden dieser Abende – inklusive der Schimpftiraden 😉

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