Die Kleberrevolte

Oder: Wenn Spalten im Raum-Zeit-Kontinuum wahr werden und die Kleberrevolte beginnt.


„Eine To-do-Wand muss her“ – das war mein erster Gedanke heute Morgen. Mit vielen bunten Zettelchen, Pfeilen und diesem ganzen herrlichen Schnick-Schnack.
In meinem Kopf entstand sofort ein Bild wie aus einem dieser Kriminalfilme: eine riesige Wand voller Hinweise, Notizen und Wollfäden, die zum Serienkiller führen. Genau so etwas wollte ich auch.
Nur eben nicht für Mordfälle – sondern für mein neues Buchprojekt.
Und vielleicht für familiäre Termine. Aber vor allem fürs Buch.

Also habe ich alles ausgedruckt, ausgeschnitten, nochmal ausgedruckt – und, na klar, nochmal ausgeschnitten.
Weil – ein paar der ersten Ausdrucke landeten versehentlich im Papiermüll – aus Prinzip wahrscheinlich. Alles andere hätte mich auch gewundert.
Neues großes A2-Blatt geholt, Stifte (juhu, malen!) und mhmm … wo ist der Pritt-Stift? Suchen. Mal wieder. Nachdem ich alle verdächtigen Orte abgesucht habe: nichts.

Okay. Vielleicht hat ja mein Liebster einen in seiner Bürohälfte?
Und wirklich – nach gefühlten Stunden der Suche: Tadaaaaa! Ein Pritt-Stift.
Rückzug in die kreative Bastelecke. Erstmal an der falschen Seite drehen. Warum auch nicht.

Nachdem ich zweifelsfrei klären konnte, wo unten und wo oben ist – Kappe ab.
Schraub, schraub, dreh, dreh – kein Stück Klebe zu sehen. Da! Endlich! Irgendetwas schiebt sich aus dem verfluchten Klebestift. Aber … was zum Teufel ist das?
Nicht einfach nur leer – nein, das wäre ja zu einfach. Ich schwöre, ich wusste nicht, dass diese Klebestifte schimmeln können. Leer und verschimmelt. Knurrend werfe ich dieses „Ding“ mit einem Mindestmaß an Missachtung in den Mülleimer.

So langsam überlege ich, ob ich einfach nichts an die Wand hänge. Meine ganzen Pläne einfach auf dem Laptop lasse. Vielleicht ist Excel doch ganz hübsch?
Nach kurzem Hin und Her mit mir selbst: neuer Anlauf. Layoutkleber zum Sprühen. Aber natürlich ist auch dieser wie vom Erdboden verschluckt.

Kurz schaue ich zum 1-Liter-Buchbindeleim-Eimer. Nein. Da ich gerade alles schön auf dem großen Bett ausgebreitet habe – schlechte Idee.
Auch habe ich keine Lust, meine säuberlich ausgerichteten Zettelchen in ein anderes Zimmer zu tragen. Außerdem ist der Kleber zu feucht, da wellt sich mein Papier.

Und ich bin noch traumatisiert. Vom letzten Sommer.
Als ich ein Buch gebunden habe. Spoiler: Auf dem Bett ist das schlecht. Ganz schlecht.
Der ganze Topf ist umgekippt – danke hier nochmal an meine Memory-Foam-Matratze.

Später habe ich den Vorgang rekonstruiert. Das Ding stand sauber wie eine Eins. Und so ganz langsam, kaum merklich, hat es sich immer mehr geneigt.
In Zeitlupe. Kurz nach „Schiefer Turm von Pisa“ ist es dann leise und unmerklich einfach – man kann nicht umgefallen sagen – eher: umgeglitten …
Ich, hochkonzentriert, habe selbstverständlich nichts mitbekommen. Bis es nass am Knie wurde.

1 Liter Buchbindeleim im Bett. Persönlicher Rekord an Schlabbermenge.

Aber ich kann hin und wieder auch stur sein.
Nachdem ich vorsichtig aus dem Bett gekrabbelt bin und meine Hose in die Wanne geschmissen hatte, habe ich einfach mit einem Teigschaber alles wieder zurück in die Dose befördert.
Hat prima funktioniert. Nur für den Fall, dass jemand das nachmachen möchte: Laken auswaschen war auch kein Problem.

Aber zurück zu meinem Klebernotstand. Natürlich ist es Sonntag.
Den Gedanken, Mehl mit Wasser zu verrühren und damit meine Zettelchen auf das Tonpapier zu matschen, habe ich verworfen.

Irgendwann habe ich – sehr zerzaust und extrem genervt – eine kleine Rolle Masking Tape gefunden.
Nicht optimal, aber man nimmt halt, was man bekommt. Nun hängt alles. Da, wo es hinsoll. Und auf meinem Einkaufszettel steht ganz oben: Klebestift.


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2 Antworten zu „Die Kleberrevolte“

  1. Avatar von Eva Hardis
    Eva Hardis

    Oja Du schreibst mir aus der Seele 😳😀👍🙌

    1. Avatar von Christin

      😂 – die Tage wenn ein Unfall den Anderen jagd… 😛

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